Milchzähne sind anfälliger für Karies als die bleibenden Zähne. Dringen die Bakterien bis ins Zahninnere vor, ruft dies eine schmerzhafte Entzündung hervor. Während man derart angegriffene Milchzähne früher meist gezogen hat, rät die moderne Zahnmedizin unter guten Voraussetzungen auch bei entzündeten Milchzähnen zu einer Wurzelkanalbehandlung zum möglichst langen Zahnerhalt. Denn die Milchzähne erfüllen grundlegend wichtige Funktionen für die bestmögliche anatomische Gebissentwicklung. Linda Madeleine Sattler, Zahnärztin aus Hamburg (Hoheluft-Ost), beantwortet in dieser Expertensprechstunde Fragen von Patienten zum Thema „Wurzelbehandlung bei Kindern".
Prinzipiell ja, auch Milchzähne haben Zahnwurzeln. Diese zersetzen sich jedoch im Zuge des Übergangs zum bleibenden Gebiss. Eine Wurzelbehandlung bei Milchzähnen kann in der Regel bis etwa zwei Jahre vor dem erwarteten Durchbruch des nachrückenden bleibenden Zahns erfolgen.
Ob eine Wurzelbehandlung zum Erhalt eines Milchzahns den Aufwand lohnt, kann der Zahnarzt nur im Einzelfall entscheiden. Als Faustregel lässt sich sagen, dass der Milchzahnerhalt durch eine Wurzelbehandlung umso sinnvoller ist, je länger es noch bis zum natürlichen Zahnwechsel dauert.
Im Grunde genommen ist der Ablauf der gleiche wie bei der Wurzelbehandlung im Erwachsenengebiss. Entscheidend für den Behandlungserfolg ist, dass das infizierte Gewebe vollständig aus allen Bereichen des Zahnwurzelsystems entfernt wird. Bei Milchzähnen muss die Wurzelfüllung speziellen Anforderungen genügen. Sie muss vom Organismus gut aufgenommen werden und die Zahnwurzel zu hundert Prozent gegen erneuten Bakterienbefall abdichten.
Eine Wurzelbehandlung erfordert in der Regel drei oder mehr Termine. Vor und unter Umständen auch nach der Behandlung müssen Röntgenaufnahmen angefertigt werden. Nach dem Einbringen der Wurzelfüllung wird der Zahn zunächst provisorisch verschlossen. Der Verschluss des geöffneten Zahns mit einer neuen Zahnkrone erfolgt erst, sobald der Zahnarzt sicher sein kann, dass keine Bakterien mehr in winzigen Rückzugsräumen verblieben sind.
Gerade für nervöse und ängstliche Kinder können zusätzliche Betäubungsformen wie Lachgas, Hypnose und Dämmerschlaf sinnvoll sein. Auch eine Wurzelbehandlung unter Vollnarkose ist in vielen Zahnarztpraxen möglich. Nach einer Wurzelbehandlung können rund um den geretteten Zahn Schwellungen und Schmerzen auftreten, die nach spätestens zehn Tagen abgeklungen sein sollten. Bei Bedarf kann der Zahnarzt kindgerechte Schmerzmittel mit Entzündungshemmer verschreiben.
Verbesserte Behandlungsinstrumente und neuartige Wurzelzemente haben die Erfolgsaussichten und den Patientenkomfort bei einer Wurzelbehandlung nochmals erhöht. Eine Garantie auf Zahnrettung kann es allerdings aufgrund von Unwägbarkeiten nicht geben. Beispielsweise kann es vorkommen, dass winzige Verzweigungen im komplexen Wurzelkanalsystem übersehen werden. Es empfiehlt sich daher, eine auf Endodontie und Kinderzahnheilkunde spezialisierte Zahnarztpraxis aufzusuchen, die mit entsprechender Technologie wie einem OP-Mikroskop und besonders flexiblen Nickel-Titan-Feilen ausgestattet ist.
Grundsätzlich ist eine Wurzelbehandlung – im Normalfall bis zu zwei Jahre vor dem Zahnwechsel – meist sinnvoll, sofern die fachmännische Prognose für den Zahnerhalt positiv ausfällt. Ein zusätzlicher und grundlegend wichtiger Aspekt bei der Planung einer Wurzelbehandlung für Kinderzähne ist der Schutz des nachrückenden bleibenden Zahns. Falls bei der Wurzelbehandlung sehr tief im Kanalsystem gearbeitet werden muss, darf der Keim des neuen Zahns nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Nur ein vollständiges Milchzahngebiss schafft die Voraussetzungen für die optimale anatomische Entwicklung der Zahnreihen. Die Milchzähne definieren den vorgesehenen Platz für die bleibenden Zähne. Schon ein einzelner entfernter Milchzahn kann zu Schiefständen führen, die dann später mit hohem Aufwand kieferorthopädisch ausgeglichen werden müssen.
Zu den möglichen Folgen einer vorzeitigen Zahnextraktion zählt demnach, dass das Kauen erschwert werden kann. Zudem kann es zu Schwierigkeiten bei der Sprachentwicklung kommen. Wird ein Milchzahn unnötigerweise entfernt, kann dies also einen hohen und vielfältigen Behandlungsbedarf nach sich ziehen.
Neben Kontrollterminen beim Zahnarzt sollte auch zuhause der behandelte Zahn gut gepflegt werden – aber bitte sanft. Auch harte und sehr klebrige Nahrungsmittel sollten in der ersten Zeit möglichst vermieden werden. Es gilt einfach, den Zahn ein bisschen zu schonen. Treten anfangs noch Schmerzen auf, können diese nach Rücksprache mit Ihrem Zahnarzt oder Kinderarzt mit leichten Schmerzmitteln behandelt werden.
Die Experten-Sprechstunde dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose und ersetzt eine Behandlung weder medizinisch noch rechtlich. Die Antworten spiegeln die Meinung des Autors wider und nicht die der Betreiber von www.zahnarzt-arztsuche.de
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Zahnärztin Linda Madeleine Sattler
Kinderzahnmedizin
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